Beitrags-Archiv für die Kategory 'Pressearchiv'

Weißes Gold für alle – das Salzmusem ist eröffnet

Freitag, 13. November 2015 21:35

Liebe Heimatfreunde,

_MG_1621

Der Ausdruck „weißes Gold“ zeugt noch heute von besonderer Bedeutung und Wert. Salz war schon im Mittelalter überall begehrt und vielerorts rar. In der Stadt Salzkotten hat die Salzgewinnung eine fast 1000jährige Tradition, die nun durch das Salzmuseum im Heimathaus am Kirchplatz in das Licht der Öffentlichkeit gestellt wird: Nach der feierlichen Einweihung  öffnete das Museum in der Klingelstraße 6 seine Türen. Die Neue Westfälische zeigt auf ihren Internetseiten eine gelungenen Einblick in die Museumsräume und den Tag der feierlichen Eröffnung. >> Hier geht es zur Fotostrecke.

_MG_1758

Über 200 Besucher waren gemeinsam  zur Einweihung des Salzmuseums in das Heimathaus an der Klingelstraße in Salzkotten gekommen. Der CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok betonte in seinen Grußworten: „Das Salz ist wichtig für das Leben und als ökonomischer Faktor für die Stadt. Dieses Museum bedeutet ein Stück Identität unserer Heimat“. Zuvor gaben noch Pfarrer Johannes Rüsing und Olaf Sommer den kirchlichen Segen.

Für Bürgermeister Michael Dreier, ist das Salz „die Identität der Stadt“, „das, was sie ausmacht, wodurch sie groß geworden ist. „Gemeinsam haben wir jetzt viel erreicht“, betont Marianne Witt-Stuhr, die Vorsitzende des Heimatvereins Salzkotten. „Unser Bürgermeister Michael Dreier setzt sich seit Jahren für das Salzmuseum ein und die Stadtverwaltung hat im Rahmen des Leader-Projektes alles getan, um das alte Haus fit für die Zukunft zu machen.“

Auch Salzkottener Unternehmen (Sparkasse Paderborn-Detmold, Volksbank Brilon-Büren-Salzkotten) förderten neben dem Sälzerkollegium und der Salzkottener Bürgerstiftung das Museumsprojekt. „Trotz der ehrenamtlichen Leistungen von Heimatfreunden, Historikern, Museumspädagogen und Architekten war es wichtig, die Einrichtung des Museums finanziell zu unterstützen. Daher hat sich das Sälzerkollegium zusammen mit anderen Salzkottener Institutionen entschlossen, das Salzmuseum zu fördern”, berichtet Salzschreiber Heinz Sonntag.

IMG_7526

Große und kleine Besucher des Museums werden sich darüber freuen: In der „Erfahrungswerkstatt Salz“ können vor allem Kinder und Jugendliche den Naturstoff wieder entdecken und erleben. Eingebettet ist das Museum in Stadtrundgänge durch die alte Sälzerstadt, die der Verein mit großem Erfolg als kleine Zeitreise durch die Jahrhunderte anbietet. „Mit dem neuen Salzmuseum möchte man Vergangenheit und Gegenwart verknüpfen und ein Dokumentations- und Wissenszentrum zum Thema Salz aufbauen,“ betont die stellvertretende Vorsitzende des Heimatvereins Manuela Gieseke von Rüden. „In der Ausstellung „Salz und Region“ wird jetzt Geschichte lebendig. Technik-, Siedlungs- und Sozialgeschichte sind eng mit der Salzgewinnung am Hellweg verbunden.“

Übrigens kann man in den Museumsräumen der alten Salzkottener Mädchenschule künftig nicht nur etwas über die Salzgeschichte erfahren, sondern auch weiterhin im historischen Ambiente standesamtlich heiraten. Auskünfte erteilt die Stadt Salzkotten. Für den Heimatverein führt Anne Thiele alle heiratswilligen Paare gern durch das Haus.

Wir freuen uns über Ihren Zuspruch und bedanken uns bei den Sponsoren:

Das Salzmuseum in Salzkotten ist an jedem ersten Wochenende im Monat sonntags von 14.00-16.30 Uhr geöffnet. Selbstverständlich können Gruppen das Haus zu weiteren Terminen nach Absprache besichtigen (Infos bei der Stadt Salzkotten oder www.heimatverein-salzkotten.de). Wir danken sehr herzlich allen Personen und Einrichtungen, die zur Realisierung der Ausstellung beigetragen haben. Der Sparkasse Paderborn-Detmold, der Volksbank Brilon-Büren-Salzkotten, dem Sälzerkollegium und der Bürgerstiftung Salzkotten danken wir für die besonders großzügige finanzielle Unterstützung (Sponsoreninfos unter www.heimatverein-salzkotten.de). Das Projekt wurde Dank der Unterstützung der Stadt Salzkotten als LEADER-Projekt mit Fördermitteln der Europäischen Union realisiert.

leader

VB_BBSeG_logo_rgb_72dpi

stiftung

spk

foerderpaket_eon_logo.indd

Das Zugunglück in der Osternacht 1945

Montag, 11. Oktober 2010 11:01

Forscht weiter: Rainer Wester aus Upsprunge. FOTO:ROHLF, Neue Westfälische

Forscht weiter: Rainer Wester aus Upsprunge. FOTO:ROHLF, Neue Westfälische

Über ein besonderes Unglück auf der Bahnstrecke zwischen Geseke und Salzkotten ging es bei einem Vortrag des Heimatvereins Salzkotten am 29. Oktober 2010. Im Rahmen des 160jährigen Geburtstages sprach Rainer Wester über ein Zugunglück , welches der Öffentlichkeit über sechs Jahrzehnte nahezu verborgen geblieben ist. In der Osternacht 1945 fuhr gegen Mitternacht ein Bauzug, der sich mit zahlreichen Personen in den Harz absetzen wollte, auf zwei am Waldrand stehende Lokomotiven auf. Es gab mehrere Tote und zahlreiche Verletzte. Die Verunglückten konnten aufgrund der Kriegswirren erst eine Woche später geborgen und begraben werden. Über die Recherche konnten Schicksale geklärt werden, denn auch 65 Jahre nach dem Unglück wussten einige Nachfahren immer noch nicht, was mit ihren Vorfahren, die Amerikaner standen in jener Nacht gerade in Salzkotten, passiert ist. Rainer Wester berichtete vor 59 Gästen im Polizeimuseum in Salzkotten von seiner spannenden Recherche und nahm die Zuhörer mit auf eine Zeitreise ins Frühjahr 1945. [...]

In den Vereinen zuhause

Montag, 29. März 2010 10:34

Salzkotten trauert um engagierten Heimatfreund und Autor Hans Kohlenberg

Salzkotten. Über viele Jahrzehnte hat er die Geschichte der Stadt Salzkotten weit über die Tore der Stadt hinaus bekannt gemacht und dabei als Politiker selbst Geschichte geschrieben: Hans Kohlenberg ist im Alter von 80 Jahren gestorben.

Als Sälzer Urgestein war der Jurist nicht nur in vielen Vereinen zuhause, er hat sich auch kommunalpolitisch engagiert und war als Autor und Chronist aktiv. Schon seit 1947 gehörte er der Kolpingfamilie an. Im Jahr 1949 trat er in die St.-Johannes-Schützenbruderschaft ein, für die er seit 1960 an auch im Vorstand tätig war. Auch für den Heimatverein Salzkotten leistete er viele Jahre lang Vorstandsarbeit: Von 1972 bis 1990 übte er bei den Heimatfreunden das Amt des 2. Vorsitzenden aus.“Familie und Heimat sind Urquellen, aus denen man immer wieder schöpfen kann“, schrieb Hans Kohlenberg in seinem Buch „Salzkotten innerhalb der Stadtmauern – einst und jetzt“. Mit diesem Motto engagierte sich der fünffache Familienvater besonders für die Heimatgeschichte, dabei lag ihm die Förderung der regionalen Kultur besonders am Herzen.

Viele Jahre lang dokumentierte Hans Kohlenberg seine Heimatstadt als Chronist: Über 30 Jahre schrieb er die Schützenchronik. Darüber hinaus vertrat er als Stadt- und Ortsheimatpfleger Salzkottens sowie als Kreisheimatpfleger die Interessen und Anliegen der regionalen Kultur. Für seine ehrenamtliche Arbeit erhielt der Sälzer Jurist und Notar mehrere Auszeichnungen, darunter vom Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften das St. Sebastianus-Ehrenkreuz (1984) und das Schulterband zum St. Sebastianus-Ehrenkreuz (1995). 1985 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande. Die Stadt Salzkotten ehrte ihn außerdem 1986 mit dem Sälzer Wappenschild und verlieh ihm im Jahr 1995 den Ehrenring.

Auch in der regionalen Politik hinterließ Hans Kohlenberg viele Spuren: Seit 1960 gehörte er der CDU-Ortsunion Salzkotten an, in der er von 1961 bis 1964 zum Vorsitzenden gewählt wurde. Von 1964 bis 1969 war er außerdem als stellvertretender Landrat Mitglied des Kreistages im Altkreis Büren.

Heimat erleben, bewahren und dokumentieren: Neben der Publikation der Salzkottener Stadtchronik verfasste er zahlreiche Heimatbücher, Bildbände und Aufsätze, die auch in Zukunft die regionale Heimatliteratur bereichern werden: Hans Kohlenberg hinterlässt seine Ehefrau Annemarie und fünf erwachsene Kinder mit Enkelkindern. Er hinterlässt aber auch ein beeindruckendes Gesamtwerk für die Sälzer Heimatgeschichte.

Nachruf auf Heimatfreund Martin Kemper

Samstag, 19. September 2009 17:59

Martin Kemper war Ehrenmitglied des Heimatvereins

Martin Kemper war Ehrenmitglied des Heimatvereins

Der Heimatverein Salzkotten trauert um sein Ehrenmitglied Martin Kemper. Ihm war es hauptsächlich zu verdanken, dass 1983 aus der abbruchreifen ehemaligen Mädchenschule im Rund des Kirchplatzes St. Johannes das heutige Heimathaus wurde. Dabei fungierte er als Bauleiter, sorgte mit seinem großen Fachwissen für die nötige Sicherheit bei der umfangreichen Sanierung und gehörte zu denen, die unermüdlich an den Stiel spuckten. Die unbetretbaren Kriechkeller im Haus baute er zu einem gemütlichen Kaminraum um, in dem bis heute kulturelle Veranstaltungen, wie Kaminabende und Lesungen stattfinden. Der Chronik ist zu entnehmen, das 65 Lastwagen mit Aushub und Unrat zur Mülldeponie gefahren sind.
Als die Stadt Salzkotten in den 80er Jahren im Rathaus eine Beratungsstelle für hauptsächlich stadtbildprägende denkmalgeschützte Gebäude einrichtete, engagierte sich Martin Kemper, der auch als Baugutachter einen guten Ruf hatte, auch in diesem Bereich mit großer Kompetenz. Zudem hat er zahlreichen Bürgern der Stadt bei baulichen Veränderungen ihrer Gebäude mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Als der Heimatverein mit Hilfe von Schützenbrüdern 1991 im Bereich des Westerntorturmes den 1,25 Meter tiefer gelegenen, mit kleinen Findlingen (Katzenköpfen) bestückten alten Hellweg freilegte, war es Martin Kemper, der Grundmauern und Straßenrand statisch sicherte. Bei vielen weiteren Projekten war er maßgeblich beteiligt, wobei sein Fachwissen und handwerkliches Geschick immer ein Garant für gutes Gelingen waren. Martin Kemper, der stets bescheiden im Hintergrund wirkte, hinterläßt nicht nur im Heimatverein, sondern auch in zahlreichen weiteren Salzkottener Vereinen, eine große Lücke.

Ältestes Haus braucht jetzt frische Ideen

Mittwoch, 14. Januar 2009 12:04

Hier neuesten Infos zu Haus Wüst. Dass es nun ein integrativer heilpädagogischer Kindergarten wird, ist zwar wegen der kleinen Außenfläche ungewöhnlich, aber für die Stadt wäre auch ein weiterer Kindergarten in dieser Lage super!

Vorteile:

1. Die Einrichtung hat ein kreisweites Einzugsgebiet und bringt als “Frequenzbringer” zusätzlich Eltern und Kinder in die Stadt. In der angedachten Integrativen Heilpädagogischen Kindertagesstätte sollen behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam und ganzheitlich betreut und individuell gefördert werden. Begleitet werden sie dabei von Fachkräften wie Logopäden, Physio- und Ergotherapeuten und Heilpädagogen. Derartige Einrichtungen in Sennelager und Schloß Neuhaus hätten ihre Kapazitätsgrenzen erreicht, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Eine solche Einrichtung ist im Stadtgebiet Salzkotten einmalig.
2. Mit der Nutzung der benachbarten Scheune entsteht ein komfortables Quartier auf über 1280 Quadratmetern für die Kinder. Hinzu kommt eine Freifläche von gut 300 Quadratmetern, außerdem könnte eine weitere Fläche auf dem benachbarten Gelände des katholischen Pfarrhauses genutzt werden.

3. Fördergelder für Salzkotten: Allein Bundes- und Landesfördermittel von über 1,2 Millionen Euro werden in Salzkotten verbaut. Damit wird das Problemquartier Innenstadt endlich weiter aufgewertet. Die historische Bebauung am Kirchplatz mit dem Gebäudeensemble des alten Penningschen Salinatorenhauses bleibt erhalten und wird zu einem Schmuckstück ausgebaut. Hier erhält Salzkotten ein weiteres Alleinstellungsmerkmal. Bald haben wir nicht nur ein Gradierwerk und eine Salzpfanne, sondern auch ein prächtiges Salinatorenhaus, das den mittelalterlichen Bürgerstolz der alten Sälzerstadt am Hellweg auch in Zukunft verkörpert.

Fazit: Die Renovierung unseres Sorgenkind-Hauses bringt viele Vorteile! Auch die sicher angespannte Verkehrssituation an der Klingelstraße ist nicht für eine Innenstadtlage nichts Ungewöhnliches. Eltern können ihre Autos zum Abholen der Kinder kurzfristig auch auf dem Marktplatz parken. Dass man immer direkt vor die Tür fahren muss, ist nur in ländlicher Umgebung ein Argument. In größeren Städten spielen solche Befindlichkeiten gar keine Rolle. Da ist eine zentrale Lage ganz normal und sogar ein attraktives Standortmerkmal.Als Wirtschafts- und Standortfakor stellen baukulturell wertvolle Stadttquartiere ein großes Potenzial dar. Aufgrund ihres historisch gewachsenen Stadtkerns und ihres individuellen Erscheinungsbildes ziehen sie Touristen an und werden von Unternehmen bei der Standortwahl bevorzugt. Darüber hinaus stärken Sanierungsmaßnahmen die örtliche mittelständische Wirtschaft, insbesondere das Handwerk.

Stadt will Geschichte bewahren

Von Marion Neesen (Text und Fotos)
Salzkotten (WV). Am 14. November 2007 war das Schicksal des Hauses Wüst am Salzkottener Kirchplatz eigentlich schon besiegelt. Der Bau- und Planungsausschuss der Stadt hatte seinen Abriss beschlossen – doch der Heimatverein Salzkotten fand das viel zu schade.

Er erkannte im 1563 errichteten Gebäude in der Klingelstraße das älteste Haus der Stadt und wollte es vor dem Abriss bewahren. Mit Erfolg: Das Haus steht inzwischen unter Denkmalschutz und noch immer dort, wo die Familie Penning es einst errichtete. Doch was wird aus dem 445 Jahre alten Fachwerkbau. Der frühere Besitzer hat es an das Unternehmen Accentbau verkauft, das bekanntlich andere Pläne hatte. Nach dem Abriss sollte an gleicher Stelle ein Wohnhaus errichtet werden.
Das geht nun aufgrund des Denkmalschutzes nicht mehr, und so wird seit mehr als einem Jahr um die Zukunft des Hauses mit der längsten Vergangenheit gerungen.
»Wir arbeiten an einem Nutzungskonzept«, sagt der stellvertretende Salzkottener Bürgermeister Ulrich Berger, »gemeinsam mit dem Eigentümer wollen wir eine Lösung finden.« Entschieden sei noch nichts, steuert er Gerüchten entgegen, wonach die Stadt Salzkotten hier die öffentliche Bücherei unterbringen will. »Wir haben einen gültigen Mietvertrag in der Vielser Straße 20, und daran hat sich nichts geändert«, erläutert Berger, der auch von dem Wunsch nach Platz in der Bücherei weiß.
Der Stadt liege natürlich an einer sinnvollen Nutzung des Hauses Wüst. Ob hier nun Teile der Stadtverwaltung, die Arge oder die Ordnungspartnerschaft eine neue Heimat finden. Im Haushaltsplan sind aber weder für den Erwerb noch für die Sanierung des maroden Gebäudes Mittel vorgesehen. Doch der Altbau muss komplett entkernt werden, die alte Struktur soll wieder sichtbar werden und auch die nachträglich eingebauten Metallschaufenster sind keine Zierde. Für gleiches Geld könnte man sicherlich zwei Neubauten errichten.
»Derzeit klopfen wir ab, wie es mit Fördermitteln aussieht«, berichtet Berger vom Stand der Dinge. Es gebe momentan drei Möglichkeiten, wie weiterverfahren werden könne. »Entweder der jetzige Besitzer geht die Instandsetzung selbst an und wir als Stadt helfen, wo wir können«, sagt Berger, »oder die Stadt übernimmt das Gebäude.« Eine dritte Möglichkeit sei: Ein Investor wird gefunden. Darüber werde derzeit gemeinschaftlich gesprochen. Eine Lösung soll aber sicherlich im ersten Quartal des neuen Jahres gefunden werden.
Das Haus Wüst ist nicht die einzige »Baustelle« in der Stadt. Das ebenfalls denkmalgeschützte Haus Jürgens an der Lange Straße ist vielen Salzkottenern seit Jahren ein Dorn im Auge. In exponierter Lage ist das verlassene Gebäude kein schöner Anblick. Doch auch hier ist noch keine Lösung in Sicht. Das Haus ist ebenfalls in Privatbesitz. Kummer bereitet den Stadtverantwortlichen offenbar zudem ein ebenfalls verlassenes Gebäude an der Verner Straße. Hier gäbe es immer wieder Beschwerden über den Zustand im rückwärtigen Bereich. »Wir haben jedoch keine Handhabe, solange von dem Haus keine Gefahr ausgeht«, sagt Ulrich Berger.

Foto und Beitrag Westfälisches Volksblatt Artikel vom 03.01.2009

Pennings kleine Familiengeschichte

Finanziers, Gografen und Salinatoren waren als Geldgeber gefragt


Als Erbauer des heute als Haus Wüst bekannten Gebäudes am Kirchplatz gilt die Familie Penning. Die Pennings stammten aus einer alten Sälzerfamilie. Schon 1494 war der Salinator Simon Penning bei den Paderborner Bischöfen als Geldgeber gefragt. Durch geschickte Verhandlungen vergrößerte er nicht nur sein Vermögen, sondern erkaufte sich vom Landesherrn auch das Gografen- und Stadtrichteramt. Damit gewann er zunehmend an Macht und Einfluss auch über die Tore der Sälzerstadt hinaus. Der Gograf war der Verhandlungsleiter bei einer Gerichtsverhandlung. Er fällte zwar nicht das Urteil, war aber für dessen Vollstreckung verantwortlich. Sofern jemand auf frischer Tat bei einem schweren Vergehen ertappt wurde, durfte Simon Penning sogar die Blutgerichtsbarkeit ausüben. Als Inhaber der Gografschaft standen ihm neben den Strafgeldern auch verschiedene Hafer- und Hühnerabgaben aus den Bauerschaften Upsprunge, Verlar, Hörste, Mantinghausen, Rebbeke, Schwelle, Thüle, Boke und Anreppen zu. 1512 erhielt Simon Penning nach einer weiteren Zahlung von 82 Goldgulden vom Landesherrn zudem auch die Rodungsabgabe und den Kopfzins aus Upsprunge, für den damals jeder im Dorf ein Huhn und fünf Eier bezahlen musste. Aber nicht nur die Paderborner Bischöfe plagten in dieser Zeit chronische Geldnöte, auch die Stadt Salzkotten steckte häufig in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. 1529 streckte Simon Penning gemeinsam mit zwei anderen Bürgern 150 Rheinische Goldgulden vor. Die Rückzahlung war schnell vereinbart: 50 Goldgulden wurden zu fünf Prozent verzinst und für die restlichen 100 Goldgulden erhielten die Gläubiger die Fischereirechte in der Heder vor dem Westerntor. Simon Penning war bis zu seinem Tod im Jahre 1541 Bürgermeister, Richter und Gograf in Salzkotten – außerdem vertrat er das Kloster Böddeken wiederholt in wichtigen Rechtsangelegenheiten. Die Pennings blieben weiter erfolgreich: Im Jahr 1554 besaßen sie drei Salzwerke. Ihre Siedepfannen betrieben sie auf eigene Rechnung und verkauften das Salz an durchreisende Salzhändler. 1563 baute der Salinator Friedrich Penning ein neues prächtiges Haus am Kirchhof in der Klingelgasse. Ein Teil des Vierständerhauses wurde damals wohl noch zur Lagerung des Salzes genutzt. Im 18. Jahrhundert wurde das Gebäude von dem Gebrüdern Blome zusammen mit einem kleinen benachbarten Speicher gekauft. Vermutlich wurde dort jetzt das Salz gelagert. Seit 1802 betrieb die Familie Blome hier eine Branntweinbrennerei und eine Gastwirtschaft. Um 1902 erfuhr das Gebäude noch einmal eine umfangreiche Veränderung. Es wurde um drei Meter verkürzt sowie um eine Scheune erweitert. Weitere Umbauten erfolgten in den 1950er und 1960er Jahren.