Haus Wüst – Kein Opfer der Abrissbirne?

Bildzeile: Am alten Kirchhof präsentierte Haus Wüst früher den bürgerlichen Stolz seiner Bewohner.(REPRO:H.Steines)

Salzkotten – Es gibt vielleicht noch Hoffnung für das alte Fachwerkhaus in der Klingelstraße an der St. Johanneskirche. Eigentlich war der Abriss des Hauses schon verfügt. Nun werfen engagierte Bürger und Stadtverwaltung den Rettungsanker. Direkt am alten Kirchplatz im Herzen der Stadt steht Haus Wüst, das bereits 1563 von der Sälzerfamilie Penning errichtet wurde, und das jetzt einem neuen Wohnhaus mit sechs Wohnungen weichen soll. “Damit verschwindet ein wichtiges Stück Geschichte aus unserer Stadt”, erklärt Erhard Christiani. Der Architekt, der seit drei Jahren die mittelalterliche Dreckburg vor den Toren der Sälzer Stadt restauriert, sucht gemeinsam mit der Verwaltung und engagierten Bürgern nach Wegen, um das alte Haus vor der Abrissbirne zu retten.
Ein Haus mit Geschichte(n)
Das Fachwerkhaus, jetzt unscheinbar und durch große Metallschaufenster verunziert, hat vieles erlebt: Es überdauerte den großen Stadtbrand 1633, dem im 30-jährigen Krieg fast alle Häuser zum Opfer fielen. Es erlebte die Glanzzeit der Stadt am Hellweg, als das weiße Gold die Sälzer reich machte und ihren Niedergang im 19. Jahrhundert, als die Gewinnung von Salz aus der Solequelle unrentabel wurde. Seit 1802 betrieb die Familie Blome hier eine Branntweinbrennerei und eine Gastwirtschaft. 1965 wurde es von der Familie Jürgens zum Geschäftshaus umgebaut. Zwei Elektrofirmen, ein Wäsche- und Schuhgeschäft, die Caritas Begegnungsstätte und ein Second-hand-Shop präsentierten sich danach im Erdgeschoss. Bis zum 16. Oktober 2007 gehörte das Haus Dietger Wüst aus Bonn, einem Nachkommen der Familie Jürgens.
Hoffnung für Haus Wüst?

“Was ein mittelalterliches Haus über das damalige Leben sagt oder ein gründerzeitliches Bürgerhaus über den Stolz seiner Erbauer, lässt sich allein aus Büchern nicht erfahren”, erklärt der Ehrenvorsitzende des Salzkottener Heimatvereins Dr. Walter Hemmen. “Durch die Sanierungswellen der letzten Jahrzehnte ging in Salzkotten ein viel zu großer Teil des baulichen Erbes verloren.” Zusammen mit Erhard Christiani, der Archäologin Manuela Gieseke von Rüden und der Historikerin Marianne Witt-Stuhr und weiteren aktiven Bürgern möchte er das alte Haus am Kirchplatz erhalten. “Dabei werden wir schon jetzt vielfach unterstützt. Und auch die Stadt hat ein offenes Ohr für unsere Anliegen”, betont der langjährige Vorsitzende des Heimatvereins, der gemeinsam mit Heimatfreunden für den Erhalt der alten Mädchenschule (das heutige Heimathaus) in Salzkotten viele Jahre aktiv war. “Wir möchten das bewahren, was Generationen vor uns mit Mühe, Fleiß und Liebe schufen Damit unsere Stadt auch unverwechselbar bleibt.”
Kostenlose Beratung rund ums alte Haus
“Der behutsame Umbau eines alten Hauses ist entgegen aller Vorurteile fast immer eine kostengünstigere Alternative zum Neubau”, erklärt Fachmann Christiani. Die Arbeitsgruppe bietet interessierten Immobilienbesitzern eine umfassende Beratung für geplante Maßnahmen an. Dabei stehen die Erhaltung, die zeitgemäße Nutzung und die Einbindung von alten Gebäuden im Vordergrund. Auch der Heimatverein Salzkotten möchte mithelfen – er kann in den Archivalien und Chroniken die Entwicklung der Häuser und Gebäude recherchieren. “Jeder kann bei unserer Initiative mitmachen” betont Marianne Witt-Stuhr.
Weitere Informationen und Auskünfte gibt es telefonisch bei Erhard Christiani: 05258-6344 und Marianne Witt-Stuhr 05258-934396.

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