Ältestes Haus braucht jetzt frische Ideen

Hier neuesten Infos zu Haus Wüst. Dass es nun ein integrativer heilpädagogischer Kindergarten wird, ist zwar wegen der kleinen Außenfläche ungewöhnlich, aber für die Stadt wäre auch ein weiterer Kindergarten in dieser Lage super!

Vorteile:

1. Die Einrichtung hat ein kreisweites Einzugsgebiet und bringt als “Frequenzbringer” zusätzlich Eltern und Kinder in die Stadt. In der angedachten Integrativen Heilpädagogischen Kindertagesstätte sollen behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam und ganzheitlich betreut und individuell gefördert werden. Begleitet werden sie dabei von Fachkräften wie Logopäden, Physio- und Ergotherapeuten und Heilpädagogen. Derartige Einrichtungen in Sennelager und Schloß Neuhaus hätten ihre Kapazitätsgrenzen erreicht, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Eine solche Einrichtung ist im Stadtgebiet Salzkotten einmalig.
2. Mit der Nutzung der benachbarten Scheune entsteht ein komfortables Quartier auf über 1280 Quadratmetern für die Kinder. Hinzu kommt eine Freifläche von gut 300 Quadratmetern, außerdem könnte eine weitere Fläche auf dem benachbarten Gelände des katholischen Pfarrhauses genutzt werden.

3. Fördergelder für Salzkotten: Allein Bundes- und Landesfördermittel von über 1,2 Millionen Euro werden in Salzkotten verbaut. Damit wird das Problemquartier Innenstadt endlich weiter aufgewertet. Die historische Bebauung am Kirchplatz mit dem Gebäudeensemble des alten Penningschen Salinatorenhauses bleibt erhalten und wird zu einem Schmuckstück ausgebaut. Hier erhält Salzkotten ein weiteres Alleinstellungsmerkmal. Bald haben wir nicht nur ein Gradierwerk und eine Salzpfanne, sondern auch ein prächtiges Salinatorenhaus, das den mittelalterlichen Bürgerstolz der alten Sälzerstadt am Hellweg auch in Zukunft verkörpert.

Fazit: Die Renovierung unseres Sorgenkind-Hauses bringt viele Vorteile! Auch die sicher angespannte Verkehrssituation an der Klingelstraße ist nicht für eine Innenstadtlage nichts Ungewöhnliches. Eltern können ihre Autos zum Abholen der Kinder kurzfristig auch auf dem Marktplatz parken. Dass man immer direkt vor die Tür fahren muss, ist nur in ländlicher Umgebung ein Argument. In größeren Städten spielen solche Befindlichkeiten gar keine Rolle. Da ist eine zentrale Lage ganz normal und sogar ein attraktives Standortmerkmal.Als Wirtschafts- und Standortfakor stellen baukulturell wertvolle Stadttquartiere ein großes Potenzial dar. Aufgrund ihres historisch gewachsenen Stadtkerns und ihres individuellen Erscheinungsbildes ziehen sie Touristen an und werden von Unternehmen bei der Standortwahl bevorzugt. Darüber hinaus stärken Sanierungsmaßnahmen die örtliche mittelständische Wirtschaft, insbesondere das Handwerk.

Stadt will Geschichte bewahren

Von Marion Neesen (Text und Fotos)
Salzkotten (WV). Am 14. November 2007 war das Schicksal des Hauses Wüst am Salzkottener Kirchplatz eigentlich schon besiegelt. Der Bau- und Planungsausschuss der Stadt hatte seinen Abriss beschlossen – doch der Heimatverein Salzkotten fand das viel zu schade.

Er erkannte im 1563 errichteten Gebäude in der Klingelstraße das älteste Haus der Stadt und wollte es vor dem Abriss bewahren. Mit Erfolg: Das Haus steht inzwischen unter Denkmalschutz und noch immer dort, wo die Familie Penning es einst errichtete. Doch was wird aus dem 445 Jahre alten Fachwerkbau. Der frühere Besitzer hat es an das Unternehmen Accentbau verkauft, das bekanntlich andere Pläne hatte. Nach dem Abriss sollte an gleicher Stelle ein Wohnhaus errichtet werden.
Das geht nun aufgrund des Denkmalschutzes nicht mehr, und so wird seit mehr als einem Jahr um die Zukunft des Hauses mit der längsten Vergangenheit gerungen.
»Wir arbeiten an einem Nutzungskonzept«, sagt der stellvertretende Salzkottener Bürgermeister Ulrich Berger, »gemeinsam mit dem Eigentümer wollen wir eine Lösung finden.« Entschieden sei noch nichts, steuert er Gerüchten entgegen, wonach die Stadt Salzkotten hier die öffentliche Bücherei unterbringen will. »Wir haben einen gültigen Mietvertrag in der Vielser Straße 20, und daran hat sich nichts geändert«, erläutert Berger, der auch von dem Wunsch nach Platz in der Bücherei weiß.
Der Stadt liege natürlich an einer sinnvollen Nutzung des Hauses Wüst. Ob hier nun Teile der Stadtverwaltung, die Arge oder die Ordnungspartnerschaft eine neue Heimat finden. Im Haushaltsplan sind aber weder für den Erwerb noch für die Sanierung des maroden Gebäudes Mittel vorgesehen. Doch der Altbau muss komplett entkernt werden, die alte Struktur soll wieder sichtbar werden und auch die nachträglich eingebauten Metallschaufenster sind keine Zierde. Für gleiches Geld könnte man sicherlich zwei Neubauten errichten.
»Derzeit klopfen wir ab, wie es mit Fördermitteln aussieht«, berichtet Berger vom Stand der Dinge. Es gebe momentan drei Möglichkeiten, wie weiterverfahren werden könne. »Entweder der jetzige Besitzer geht die Instandsetzung selbst an und wir als Stadt helfen, wo wir können«, sagt Berger, »oder die Stadt übernimmt das Gebäude.« Eine dritte Möglichkeit sei: Ein Investor wird gefunden. Darüber werde derzeit gemeinschaftlich gesprochen. Eine Lösung soll aber sicherlich im ersten Quartal des neuen Jahres gefunden werden.
Das Haus Wüst ist nicht die einzige »Baustelle« in der Stadt. Das ebenfalls denkmalgeschützte Haus Jürgens an der Lange Straße ist vielen Salzkottenern seit Jahren ein Dorn im Auge. In exponierter Lage ist das verlassene Gebäude kein schöner Anblick. Doch auch hier ist noch keine Lösung in Sicht. Das Haus ist ebenfalls in Privatbesitz. Kummer bereitet den Stadtverantwortlichen offenbar zudem ein ebenfalls verlassenes Gebäude an der Verner Straße. Hier gäbe es immer wieder Beschwerden über den Zustand im rückwärtigen Bereich. »Wir haben jedoch keine Handhabe, solange von dem Haus keine Gefahr ausgeht«, sagt Ulrich Berger.

Foto und Beitrag Westfälisches Volksblatt Artikel vom 03.01.2009

Pennings kleine Familiengeschichte

Finanziers, Gografen und Salinatoren waren als Geldgeber gefragt


Als Erbauer des heute als Haus Wüst bekannten Gebäudes am Kirchplatz gilt die Familie Penning. Die Pennings stammten aus einer alten Sälzerfamilie. Schon 1494 war der Salinator Simon Penning bei den Paderborner Bischöfen als Geldgeber gefragt. Durch geschickte Verhandlungen vergrößerte er nicht nur sein Vermögen, sondern erkaufte sich vom Landesherrn auch das Gografen- und Stadtrichteramt. Damit gewann er zunehmend an Macht und Einfluss auch über die Tore der Sälzerstadt hinaus. Der Gograf war der Verhandlungsleiter bei einer Gerichtsverhandlung. Er fällte zwar nicht das Urteil, war aber für dessen Vollstreckung verantwortlich. Sofern jemand auf frischer Tat bei einem schweren Vergehen ertappt wurde, durfte Simon Penning sogar die Blutgerichtsbarkeit ausüben. Als Inhaber der Gografschaft standen ihm neben den Strafgeldern auch verschiedene Hafer- und Hühnerabgaben aus den Bauerschaften Upsprunge, Verlar, Hörste, Mantinghausen, Rebbeke, Schwelle, Thüle, Boke und Anreppen zu. 1512 erhielt Simon Penning nach einer weiteren Zahlung von 82 Goldgulden vom Landesherrn zudem auch die Rodungsabgabe und den Kopfzins aus Upsprunge, für den damals jeder im Dorf ein Huhn und fünf Eier bezahlen musste. Aber nicht nur die Paderborner Bischöfe plagten in dieser Zeit chronische Geldnöte, auch die Stadt Salzkotten steckte häufig in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. 1529 streckte Simon Penning gemeinsam mit zwei anderen Bürgern 150 Rheinische Goldgulden vor. Die Rückzahlung war schnell vereinbart: 50 Goldgulden wurden zu fünf Prozent verzinst und für die restlichen 100 Goldgulden erhielten die Gläubiger die Fischereirechte in der Heder vor dem Westerntor. Simon Penning war bis zu seinem Tod im Jahre 1541 Bürgermeister, Richter und Gograf in Salzkotten – außerdem vertrat er das Kloster Böddeken wiederholt in wichtigen Rechtsangelegenheiten. Die Pennings blieben weiter erfolgreich: Im Jahr 1554 besaßen sie drei Salzwerke. Ihre Siedepfannen betrieben sie auf eigene Rechnung und verkauften das Salz an durchreisende Salzhändler. 1563 baute der Salinator Friedrich Penning ein neues prächtiges Haus am Kirchhof in der Klingelgasse. Ein Teil des Vierständerhauses wurde damals wohl noch zur Lagerung des Salzes genutzt. Im 18. Jahrhundert wurde das Gebäude von dem Gebrüdern Blome zusammen mit einem kleinen benachbarten Speicher gekauft. Vermutlich wurde dort jetzt das Salz gelagert. Seit 1802 betrieb die Familie Blome hier eine Branntweinbrennerei und eine Gastwirtschaft. Um 1902 erfuhr das Gebäude noch einmal eine umfangreiche Veränderung. Es wurde um drei Meter verkürzt sowie um eine Scheune erweitert. Weitere Umbauten erfolgten in den 1950er und 1960er Jahren.

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