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Vor Einsturz bewahrt
Alte Sälzer Mädchenschule aus dem Jahre 1819 als Heimathaus umfassend saniert

VON HELMUT STEINES

Salzkotten. Die 1819 im Rund der Salzkottener Pfarrkirche St. Johannes erbaute Mädchenschule und heutiges Heimathaus, kann auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. Zur Zeit wird das Haus renoviert. Wie sich dabei herausstellte, war es allerhöchste Zeit, denn das Fachwerk war teilweise derart marode, dass Einsturzgefahr bestand.

In den Anfangsjahren des 19. Jahrhunderts erwarb die Stadt vom Juden Blumenkohl ein abbruchreifes Haus am Kirchplatz und baute dort 1819 eine Mädchenschule. Obwohl im Jahre 1900 die neue Johannesschule mit vier Klassenräumen bezogen wurde und ab 1929 die Simonschule zur Verfügung stand, konnte die Schulraumnot nie ganz behoben werden.

Immer wieder wurde auf das alte Schulgebäude zurückgegriffen. So ist es nachzulesen in den beiden 1970 erschienenen Geschichtsbüchern über das Amt Salzkotten-Boke, in denen der pensionierte Rektor Carl Weber ausführlich über das Schulwesen der Stadt berichtete. Dabei bezeichnete er die Mädchenschule als ein unglückliches Gebäude, nicht zuletzt wegen der hohen Treppe, die bei Eis und Schnee lebensgefährlich sei. Bis heute wird diese Treppe aber immer wieder gerne für Gruppenfotos genutzt.

Nach der Schulzeit wurde das Gebäude zunächst als Wohnung genutzt. Als es dann 1973 abgerissen werden sollte, wurde der Heimatverein mit Martin Kemper an der Spitze zum Retter des eigenwilligen Fachwerkhauses. Kemper war Architekt, Statiker, Handwerker und Bauleiter in einer Person. Er erinnert sich: “Bei der Bestandaufnahme haben wir ein wenig Bammel bekommen, doch dann kräftig in die Hände gespuckt. Wir, das waren hauptsächlich Franz Peitz, Bernhard Votsmeier, Franz Berhorst und Willi Vorwerk. Zunächst machten wir aus einem besseren Kriechkeller ein schmuckes Untergeschoss mit Sanitären Einrichtungen und einer zusätzlichen Begehung von außen. Etwa 70 Zentimeter haben wir den ganzen Keller tiefer gelegt, stückweise die tragenden Wände unterfangen, Kältebrücken beseitigt, Wände erneuert, den Kamin nach unten gezogen und dabei weit über 100 Kubikmeter Lehm, Steine und Unrat entsorgt”

Es folgten der Einbau einer teilweise neue Zwischendecke und die Renovierung der oberen Räume. Die Außentreppe mit je 11 Stufen und die Eingangstür wurden völlig erneuert. Die Umbauarbeiten dauerten insgesamt sechs Jahre. Schriftführer Heinrich Albers registrierte allein bei Martin Kemper über 2000 Arbeitsstunden.

Nach über 25 Jahren knisterte es nun im Gebälk, das Bauamt stellte besorgniserregende Mängel im Fachwerkgerippe fest, schloss einen plötzlichen Zusammenfall nicht aus und leitete umgehend entsprechende Maßnahmen ein. Im Haushaltsplan wurden 83.000 Euro festgeschrieben, davon 58800 Euro Zuwendungen des Landes, vom Amt für Agrarordnung und der Denkmalpflege.

Bauleiter Bernd Kallemeier: “Besonders die Schwellhölzer, aber auch viele Stiele waren durchgehend morsch, hier hat das junge Unternehmen Temborius & Fretter bei der Erneuerung gute Renovierungsarbeit geleistet. Wir haben etwa 100 Quadratmeter Fassade herausgestemmt und nach Denkmalvorschrift die Felder wieder mit Lehmsteinen ausgemauert. Einige Fenster wurden repariert oder erneuert.

Nach den letzten Malerarbeiten – ausgeführt von Martin Kemper- kann das Heimathaus wieder das Panorama um die Stadtkirche verschönern.

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