Ingenieur im Priestergewand
Heimatverein würdigt Pfarrer Philipp Korte mit umfangreicher Ausstellung
Von Marion Neesen – Westfälisches Volksblatt (Text und Fotos)
S a l z k o t t e n . Manchmal hilft der Zufall, und dann muss die Geschichte ganz neu geschrieben werden. So weit sind die Geschichtsforscher im Salzkottener Heimatverein zwar noch nicht, aber in den nächsten Monaten werden sie so manche Neuigkeit ans Licht befördern. Auf einem Dachboden der Grafen von Westphalen in Fürstenberg schlummerten eine halbe Ewigkeit zahlreiche Akten, die einen ganz neuen Blickwinkel auf die Salzkottener Salzgeschichte erlauben. Vor zwei Jahren wurden sie entdeckt und befinden sich inzwischen im Westfälischen Adelsarchiv in Münster, wo nun auch die Salzkottener Geschichtsfreunde den Fund entdeckten. »Erstmals haben wir jetzt Einblick in Protokolle, Rechnungen, Lohnbücher und Personenstandsunterlagen«, schwärmt die Vorsitzende des Heimatvereins, Marianne Witt-Stuhr, von diesem historischen Schatz. Die Entdeckung kommt den Heimatfreunden gerade recht. Denn am30. April wollen sie in der Dreckburg eine umfassende Ausstellung über einen der berühmtesten Söhne der Stadt, Pfarrer Philipp Korte, eröffnen. Am 3. Dezember 2010 jährte sich sein Geburtstag zum 280. Mal. Die Ausstellung soll über sein Leben und Wirken in Salzkotten sowie das Salinenwesen berichten. »Wir wollen keine theoretische, sondern eine lebendige Ausstellung mit vielen Exponaten präsentieren«, sagt Erhard Christiani, der Räume in der Dreckburg zur Verfügung stellen wird. So werden Modelle der Siedehäuser, Salzfässer und Arbeitsgeräte zu sehen sein. Die Besucher werden erfahren, dass Salz nur produziert werden konnte, wenn der Wind aus einer bestimmten Richtung blies, oder wie hart um die Produktionsrechte auch vor Gericht gestritten wurde. Christiani hofft zudem, dass so mancher Salzkottener vielleicht noch etwas findet, was in die Präsentation passen könnte. Schon seit etwa einem halben Jahr bereiten Dr. Walter Hemmen, Ludwig Knust, Heinz Fricke und Helmut Steines sowie die Historikerin Marianne Witt-Stuhr die Ausstellung vor. Dabei hilft ihnen auch die wiederentdeckte Kortesche Bibliothek. 25 Festmeter Buchmaterial aus dem 17. und 18. Jahrhundert warten in der Akademischen Bibliothek in Paderborn nur darauf, gelesen und analysiert zu werden. Eigentlich galten die Bücher, die Pfarrer Korte zusammengetragen hatte, als verschollen. Salzkottens Pfarrer Hans-Josef Rüsing gab den Heimatfreunden jedoch den entscheidenden Tipp, dass sich das Korte-Archiv in Paderborn befindet. »Philipp Korte war einer der ersten in der Region, die sich wissenschaftlich mit der Salzgewinnung auseinandergesetzt haben «, weiß Marianne Witt-Stuhr, »er war Erfinder, Architekt und Seelsorger.« Mit ihm sollen die Besucher eine Zeitreise in die Geschichte Salzkottens unternehmen. »Wir wollen aber auch zeigen, dass die Stadt mit einem Produkt reich geworden ist, das heute jeder für ein paar Cent kaufen kann«, so die Vorsitzende des Heimatvereins. Mit der Ausstellung wolle der Heimatverein in erster Linie Interesse wecken, aber auch Anschub geben, in der Salzkottener Historie weiter zu forschen. Am liebsten würde sich Marianne Witt-Stuhr mindestens drei Wochen im Adelsarchiv in Münster einschließen lassen, um den 472 wiederentdeckten Akten ihre Geheimnisse zu entlocken. Fest steht für sie aber schon jetzt, aufgrund dieser neuen Quelle tiefe Einblicke in das Verwaltungswesen der Saline, das Sälzerkollegium, das Rechnungswesen sowie das soziale Leben zu Zeiten der Saline gewinnen zu können. Selbst wenn die Geschichte der Sälzerstadt dann doch nicht ganz neu geschrieben werden muss.