Kleine Geschichte Salzkottens
Wir laden Sie ein zu einer Zeitreise durch Salzkotten. Im Jahr 1925 machte der Fotograf Paul Michels bei einem Rundgang durch die Stadt zahlreiche Fotos, die sich heute im Besitz des Heimatvereins befinden. Diese Aufnahmen spiegeln das Gesicht Salzkottens und seiner Bewohner in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts wider. Seitdem hat sich manches verändert, dennoch werden Sie auch heute bei einem Rundgang durch das moderne Salzkotten viele Spuren finden, die auf die lange und wechselvolle Geschichte unserer Stadt hinweisen
Die St. Johanneskirche, als typisch westfälische Hallenkirche errichtet, bildet seit 750 Jahren den Mittelpunkt der Stadt Salzkotten. Die Bewohner der neugegründeten Stadt benötigten dreizehn Jahre für die Errichtung der Kirche, die 1260 eingeweiht wurde. Als Baumaterial nutzen sie unter anderem auch die Kütsteine der umliegenden Solequellen. Nach den Zerstörungen des dreißigjährigen Krieges (1618-1648) erhielt St. Johannes eine neue Barockausstattung. In den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der Innenraum der Kirche und der Außenbereich vom Kirchengestalter Rikus neu gestaltet.
Außen vor dem Chor der Salzkottener Pfarrkirche, an der Klingelstraße, steht unter Bäumen eine der ältesten Totenleuchten Westfalens. Die schlanke, ca. vier Meter hohe Stele aus Rü thener Sandstein ist aufgrund ihrer schlichten gotischen Architektur- und Zierformen im14. Jahrhundert entstanden. Mit Ausnahme der kreisrunden Basisplatte sind der Standpfeiler, das ausladende Oberteil und der steinerne Dachhelm sechseckig. Das laternenartige Gehäuse ist allseitig in voller Höhe von bleiverglasten Öffnungen durchbrochen, die in übergiebelten Dreipässen, einer gotischen Maßwerkform, enden. Die Spitzgiebel, auch Wimperge genannt, waren, wie auf dem Dachhelm, zumindest teilweise erhalten, vermutlich ebenfalls von Kreuzblumen bekrönt. Totenleuchten, auch Kirchhofslaternen genannt, gab es im Mittelalter auf jedem Friedhof, der in der Regel rund um die Pfarrkirche angelegt war. Ähnlich wie beim Ewigen Licht im Chor der Kirchen brannte auch in den Totenleuchten ständig eine Öllampe. Fromme Stiftungen garantierten die Bestreitung der Kosten für die Unterhaltung der Lichter. Das brennende Licht bot den Toten Schutz vor Dämonen und Geistern, galt auch als Zeichen der Ewigen Ruhe und bezeichnete die besondere Würde des geweihten Platzes. Noch heute wird in Salzkotten in der Totenleuchte ein Licht ntzündet, wenn ein Gemeindemitglied verstorben ist. Unter den vier in Westfalen noch im Ganzen erhaltenen Totenleuchten hat die Salzkottener als einzige ihre ursprüngliche Gestalt weitgehend unverfälscht bewahrt. Von eingreifenden, mit Materialaustausch verbundenen Instandsetzungen blieb sie zum Glück verschont. Auch die augenblicklich in Ausführung befindliche Konservierung setzt sich die Bewahrung der mittelalterlichen Substanz zum Ziel. Zur authentischen Gestaltgesellt sich bei der Salzkottener Totenleuchte noch der vermutlich unveränderte Standort auf dem 1827 als Begräbnisstätte aufgegebenen Kirchhof hinzu. Wie kein zweites sakrales Denkmal in Westfalen vermittelt die wertvolle Salzkottener Totenleuchte deshalb ganz besonders nachhaltig einen heute fast vergessenen Aspekt mittelalterlicher Friedhofskultur. Entgegen der heutigen Vorstellung von einem Friedhof als geruhsamer Parkanlage gehörte der Kirchhof bis in das 19. Jahrhundert hinein in das öffentliche Leben. Er wurde bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts sogar als Viehweide genutzt.
Die Kokelake ist eine Gasse, die zwischen Kirchplatz und Markt verläuft. In dieser Gasse wurde im dreißigjährigen Krieg heftig gekämpft. Bei der Erstürmung der Stadt durch protestantische Truppen unter Dodo von Knyphausen im Jahr 1633 wurden zahlreiche Einwohner der Stadt getötet und ein großer Teil Salzkottens verwüstet. Noch heute läuten am 22. Dezember die Kirchenglocken, um die Bürger der Stadt an das schreckliche Unglück jener Zeit zu erinnern.
Die Synagoge wurde als Gotteshaus der jüdischen Gemeinde im Jahr 1825 in der Nähe der St. Johanneskirche errichtet. Zu dieser Zeit lebten über einhundert jüdische Menschen in Salzkotten. Bis in das Jahr 1865 wuchs die jüdische Gemeinde auf 143 Mitglieder. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann auch in Salzkotten für die Juden eine Zeit der Entrechtung. In der Reichspogromnacht am 9. und 10. November 1938 wurde das jüdische Gotteshaus niedergebrannt und danach abgerissen.
Das Heimathaus Salzkotten wurde 1817 als Mädchenschule errichtet. Als städtisches Gebäude wurde es 1974 -vom Verfall bedroht- dem Heimatverein überlassen. Die Renovierung übernahmen die Mitglieder des Vereines. Nach langjähriger Arbeit fand am 27. März 1982 die feierliche Einweihung des Heimathauses statt.
Das Rathaus in Salzkotten ist das Kernstück des städtischen Selbstbewußtseins. Schon im Jahr 1264 wird ein eigener Stadtrat erwähnt. Ob es zu diesem Zeitpunkt schon ein eigenes Rathaus gab, ist bisher nicht erforscht. Seit dem Spätmittelalter besaß die Sälzerstadt ein Rathaus auf dem zentralen Markt. An dieser Stelle befindet es sich heute noch. Im 19. Jahrhundert war das mittelalterliche Gebäude auf dem Markt so baufällig geworden, das die Ratssitzungen im Hause des jeweiligen Bürgermeisters stattfinden mußten. 1852 kaufte ein Upsprunger Bürger das alte Rathaus für 300 Taler. Kurz danach wurde es abgerissen. Erst 1879 begann mit der Errichtung einer städtischen “Schreibstube” die Zeit der modernen Stadtverwaltung. In den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts fiel dieses Gebäude, ebenso wie andere historische Bauten in Salzkotten, dem Bagger zum Opfer. Das heutige Rathaus wurde 1976 errichtet.
Nördlich der Paderborner Straße liegt das Mutterhaus der Kongregation der Franziskanerinnen in Salzkotten. Die Kongregation wurde 1860 in Olpe gegründet und 1863 nach Salzkotten verlegt. Nachdem sie ursprünglich in einem privaten Anwesen untergebracht war, wurde 1870 der Grundstein zu dem Klosterbau mit Kapelle gelegt. Die ursprüngliche Kapelle wurde im 28 Oktober 1872 konsekriert, doch wurde bald eine Erweiterung nötig. 1901 begann der Bau einer neuen K irche, die am 8 Juli 1902 geweiht wurde. Es handelt sich um eine im neugotischen Stil errichtete dreischiffige Halle mit vier Jochen, deren Seitenschiffe mit Emporen überbaut sind. 1957/58 wurde die Kirche durch Vergrößerung der Apsisfenster umgestaltet