Freitag, 29. April 2011 22:38
Ausstellung “Sole und Salz” in der Dreckburg Salzkotten / Samstags und sonntags im Mai geöffnet
Von Simone Flörke – Neue Westfälische
Salzkotten. In jedes der rund 100 kleinen Holzgebäude hat Gerhard Sprink 20 bis 30 Stunden Zeit und Arbeit investiert, in den Bau des Gradierwerkes nach eigenem Bekunden sogar drei Monate. Das Modell der Innenstadt Salzkottens anno 1925 im Maßstab 1:200 ist einer der Hingucker der neuen Ausstellung “Sole und Salz”, mit der der Heimatverein auf die Spur des weißen Goldes in der alten Sälzerstadt geht.
Sie wird heute Abend in der Dreckburg eröffnet und ist am Samstag und Sonntag erstmals für Besucher geöffnet (siehe Infokasten). Anhand von 200 bis 300 zum Teil wertvollen Exponaten, die laut der Vorsitzenden Marianne Witt-Stuhr “zum großen Teil aus bislang nicht veröffentlichtem Privatbesitz stammen”, 17 thematisch gefassten Schautafeln sowie Vitrinen mit Dokumenten wird die lange Geschichte der Salzgewinnung in Stadt und Region und die entstandene Kultur thematisiert. Ein großer Bereich mit vier Tafeln ist dem Salzkottener “Salz-Promotor” Pfarrer Philipp Korte (1730 bis 1803) gewidmet, der sich wissenschaftlich mit der Salzgewinnung befasste und sie modernisierte. Er war von Fürstbischof Wilhelm Anton von der Asseburg (zuhause auf der Dreckburg) eingesetzt worden.
Im Eingangsbereich der Burg steht das drei Meter lange mechanische Modell eines Gradierwerkes, das aus Bad Salzuflen kommt. Zudem sind Versteinerungen aus der Saline, eine alte Salzwaage von 1704, wertvolle Salzgefäße inklusive Tafelkultur, eine Salzsiedepfanne sowie die preisgekrönte Unterrichtseinheit aus der Philipp-Korte-Realschule Salzkotten von Beatrix Gierling zu sehen.
“Die Nutzung der Salzquellen in Salzkotten wird bereits in einer Urkunde von 1160 erwähnt”, erklärt die Vorsitzende. “Damals gab es die Stadt noch gar nicht, die erst 1247 gegründet wurde. Wohl aber eine Sälzersiedlung.” Sie verweist auf das Kloster Hardehausen, in dessen Auftrag mehr als 300 Laienmönche tätig waren, die auch in Salzkotten die Salzproduktion vorantrieben. “Hier gab es einen eigenen Salzmeister.” Später habe das Handwerk der Salzgewinnung ganze Familien, sogar die Frauen und Kinder beschäftigt, vom Tagelöhner bis zum Holzknecht. “Die Saline war ein großer Wirtschaftsbetrieb.” Man stehe mit der Forschung aber noch am Anfang, sagt Witt-Stuhr und ist hocherfreut, dass man auf dem Dachboden beim Grafen von Westphalen in Fürstenberg über 500 bis ins 16. Jahrhundert zurückreichende Akten wiedergefunden hat. Viele neue Quellen auch für die Heimatforscher aus Salzkotten. Für Bürgermeister Michael Dreier ist das Salz “die Identität der Stadt”, “das, was sie ausmacht, wodurch sie groß geworden ist”. Ein Alleinstellungsmerkmal und “touristisches Aushängeschild”. Um das Thema Salz wieder be-greifbar zu machen, habe man auch das Sälzerkollegium wieder ins Leben gerufen.
Am ersten Ausstellungs-Sonntag spielen Schüler der Montessori-Schule Salzkotten um 14 Uhr und um 15 Uhr Theater: “Die Prinzessin und das Salz”.